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Pinocchio - eine Metageschichte

"Es war einmal ..." so - oder zumindest so ähnlich - beginnen die meisten Märchen; auch das von Pinocchio. Dieser kleine Kerl, geschnitzt aus Holz: eine Marionette wundervoll anzuschauen, wie sie sich in den Händen des Puppenspielers bewegt, wenn dieser an den Fäden zieht. Sicherlich kennst Du diese Geschichte noch aus deiner Kindheit. Mir geht es jedenfalls so. Deswegen möchte ich Dich auch nicht langweilen und sie einfach nur nacherzählen, das wäre denn doch zu einfach!

Versuche stattdessen einmal, Dich in diesen kleinen Kerl hinein zu versetzen: der Meister nimmt ein Stück Holz, langt nach seinem Schnitzwerkzeug und fängt allmählich an, Dir Form und Kontur zugeben. Wie man so schön sagt, wo gehobelt wird, da fallen auch Späne und davon liegen jetzt schon eine ganz schöne Menge auf dem Fußboden herum. Peu á peu vollzieht sich die Wandlung vom unförmigen Rohling zur feingliedrigen Marionette. Und ist sie dann fertig, hängt sie trostlos baumelnd von den Fäden herab, wie all´ die anderen Puppen auch.

Aber dann, dann geschieht das Unfaßbare. Eine kleine Fee erscheint des nachts in der kalten und düsteren Werkstatt. Mit ihrem Zauberstab haucht sie Pinocchio wirkliches Leben ein. Diese Freude, jetzt nicht mehr auf die Menschen angewiesen zu sein, um sich frei bewegen zu können! Du springst auf, hüpfst übermütig auf dem Boden herum und jauchzst vor Freude. Ist es nicht wundervoll zu leben? Leben, ja richtig leben, das ist etwas ganz Besonderes und Einzigartiges!

Wie leicht vergessen wir das doch immer wieder in unserem Alltag. Und das geht nicht nur Dir und mir so, sondern auch Pinocchio. Ihm reicht das nicht, er will mehr und so nimmt die Geschichten ihren Lauf. Übrigens, kennst du eigentlich den gravierensten Unterschied zwischen diesem kleinen Burschen und Dir? Das ist der springende Punkt: deine Nase bleibt immer gleich lang! Doch die von Pinocchio wächst und wächst, bei jeder weiteren Lüge in seinem Leben.

Und in diesem Leben geht es wirklich hoch her. Wilde Verfolgungen durch den Fuchs und die Katze, sowie all die schönen Dinge, die er auch erleben darf. Trotzdem ist er wie all die anderen Kinder noch lange nicht zufrieden. Geht Dir das eigentlich auch manchmal so? Eigentlich fällt es mir recht leicht, mich in Pinocchio hinein zu versetzen. Ist es nicht so, daß wir uns ein Ziel setzen, diesem gradlinig oder auf verschlungenen Pfaden entgegenstreben und wenn wir es dann endlich erreicht haben, nehmen wir uns oft erst gar nicht die Zeit, es so richtig zu genießen. Schon baut sich ein neues Ziel vor uns auf, dem wir entgegen-eilen. Schneller als uns lieb ist, passiert dann das Malleur. Im Spielzeugwunderland angekommen, verwandeln sich alle Kinder ganz allmählich in Esel. Aus dem Spiel wurde nun bitterer Ernst und mühsam müssen sie nun die Kutsche ziehen. Welch ein Unterschied! Aber ist das denn soweit hergeholt?

Schau Dir Dein Leben doch einmal etwas genauer an, sei konkret und betrachte die vergangene Woche. Wieviel Zeit hast du damit verbracht, diese mit Hilfe des Fernsehens zu erschlagen? Wann hast du wirklich gelebt? Ich weiß jetzt nicht, welche dieser Fragen auf Dich am meisten zutrifft, aber darauf kommt es auch gar nicht an. Jeder muß für sich selbst "seine Fragen" finden. Wie unterschiedlich diese auch sein mögen, laufen sie alle doch auf eines hinaus: leben, das tust Du genau in diesem Augenblick. Genieße das Jetzt und jage heute nicht dem Morgen nach!

Und wenn Du mir jetzt sagst, was soll das ganze nutzlose Gerede, so kann ich Dir darauf zumindest das eine antworten: für mich persönlich ist es in meinem Leben ganz wichtig geworden, meinen "Meister" erkannt zu haben, der sich mich ausgedacht, dann geformt und ein Zuhause gegeben hat. Auch wenn ich immer wieder vor ihm davongelaufen bin und nichts von ihm wissen, sondern auf eigenen Füßen stehen wollte, ist er mir immer wieder nachgegangen, hat mir geholfen - oft im ersten Moment unbemerkt von mir - und hat mich in seine Arme geschlossen. Für diese Liebe bin ich ihm unendlich dankbar, auch wenn es immer wieder Zeiten gibt, in denen ich mehr als vorwurfsvoll frage "warum?" oder erneut wegrenne und es dabei oft noch nicht einmal mehr merke. GOTT läßt mich niemals tiefer fallen, als in die Hände seines Sohnes, der auch für mich am Kreuz gestorben ist. Diese Gewißheit gibt mir auch in dunklen Stunden der Angst, Traurigkeit und Hilflosigkeit die nötige Kraft, den nächsten Schritt zu wagen ... und zu leben.